Schlagwort-Archiv: gereift

50 Shades of Gold

FrauWEIN hat es ja schon angekündigt, zur Feier der ersten 50 Facebook-Likes muss ein besonderer Wein her. HerrWEIN hat bei der Auswahl ein goldenes Händchen bewiesen. Das Etikett des 1998er Chardonnay vom Weingut Bründlmayer aus dem Kamptal war zwar schon ordentlich zerwutzelt. Der Wein allerdings war in Höchstform.

Im Glas sattes Gold – 50 shades of gold gar mit FrauWEINs Fantasie – in der Nase Aroma pur. Reife exotische Früchte, ein ganzer Obstkorb mit Ananas und ein bisschen Zitrus springt FrauWEIN da entgegen, dann noch Karamellnoten – macht der Lust aufs Kosten. Und ja, der schmeckt auch so gut, wie er riecht. Die Früchte breiten sich am Gaumen aus, fast marzipanig, schmelzig umschmeichelt dieser reife Tropfen die Kehle. Keine hohe Säure, aber auch keine pickige Süße – der schmeckt auch HerrnWEIN und den Gästen hervorragend.

Der Willi Bründlmayer zeigt wieder einmal, dass er weiß, wie man langlebige Weine macht. FrauWEIN hat schon so einiges von ihm probiert und findet besonders seine Lagenweine nach ordentlicher Reifung großartig. Die jungen Frischen sind ja auch ganz gut, herausragend ist der Bründlmayer aber eben bei den Gereiften.

Die Latte für die nächsten Feiermomente liegt halt in dem jungen Jahr jetzt schon ganz schön hoch. Da wird HerrWEIN seinen Keller ordentlich durchstöbern müssen, um das toppen zu können. FrauWEIN freut sich schon!

wpid-imag1493.jpgwpid-imag1495.jpg

Kleiner roter Bruder

M1 – für Kenner ist das Synonym für einen der besten Rotweine Österreichs. Der Cuvée vom Gerhard Markowitsch aus Carnuntum bleibt FrauWEIN  leider noch vorenthalten. Einstweilen durfte sie sich aber immerhin mit dem kleinen Bruder vergnügen: Ein Cuvée Rosenberg, Jahrgang 2004, stand zum Familiendinner an.

Frisch geöffnet kam der ziemlich jugendlich daher, der erste Schluck war dann sogar noch etwas ungestüm holzbetont. Schnell dekantiert und später zum Hauptgang serviert war der Tropfen aus Zweigelt – der Paradesorte des niederösterreichischen Weinbaugebiets -, Merlot und Cabernet Sauvignon dann aber ausgewogen und ganz wunderbar.

Dunkle rubinrote Farbe, mit leicht violetten Reflexen, am Gaumen viel Frucht: Reife, fast sirupartige Beerenaromen, ein bisschen Kirsche, vielleicht ein Hauch Cassis. Immer noch sehr jugendlich, ein wenig tabakig. Der Abgang ziemlich lang, die Tannine weich – da musste sich FrauWEIN schon konzentrieren, um nicht aufs Essen zu vergessen. Spannend: Zum Steak harmonierte der Wein großartig, zur Beilage weniger. Es war ein Risotto mit Heidelbeer und Almkäse, das für sich auch perfekt zum Fleisch passte, aber mit dem Wein am Gaumen einen fast unangenehmen Geschmack hinterließ.

Naja, zum Glück war nach dem Hauptgang noch genug vom Rosenberg zum Genießen übrig. Und den M1 nimmt sich FrauWEIN auch einmal vor.

IMG_20150220_203249

Alter Ami

Er war nicht FrauWEINS Ältester, das war ein Jahrgang 1974 – ein Italiener. Aber ein 1982er Jahrgang ist jetzt auch nicht gerade jung – für diesen Kalifornier allerdings irgendwie doch.

Aber langsam: Getrunken hat FrauWEIN einen Cabernet Sauvignon vom Weingut Rutherford Hill in Napa Valley, das gerade einmal zehn Jahre alt war, als die Trauben für diesen Wein geernet wurden. Naja, aufs Weismachen verstanden sich die Herrschaften von Rutherford Hill wohl trotzdem schon – zumindest war der Cabernet ziemlich gut. Obwohl dem gar nicht die volle Aufmerksamkeit des Weinguts gilt – drei Viertel der Trauben sind nämlich Merlot.

Zurück zum 82er Cabernet: Der war im Glas, zurückhaltend eingeschenkt, ziemlich rostrot, bräunlich, mit einigen Trübstoffen, irgendwie aber auch leicht durchschimmernd. In der Karaffe wirkte er doch deutlich dunkler und satter, erinnerte FrauWEIN an Kirschen. In der Nase merkte man das Alter schon: Dörrpflaumen und Kiefer konnten FrauWEIN und HerrWEIN unter Zuhilfenahme ihres Riechwegweisers erkennen – und einen Hauch grünen Paprika, für amerikanische Cabernets durchaus typisch. Dann war da noch eine Spur Rauch und schwarze Johannisbeerknospe, vulgo Buchsbaum.

Im Mund entfaltete der alte Ami dann seine volle Power: Was da noch an Säurerückgrat da war, ganz schön beeindruckend. Die – ganz exakt – angegebenen 13,7 Prozent Alkoholgehalt machten sich natürlich auch bemerkbar. Satt und voll, mit Kirschtönen, im Abgang blieb die Säure gut integriert und ließ auch Kaffee, dunkler Schokolade und einem Hauch von Vanille Platz.

Mit FrauWEINs Favoriten aus Übersee, dem Cabernet Sauvignon von Chateau Montelena konnte der Rutherford Hills zwar nicht mit – solche Kalifornier holt sich FrauWEIN aber gerne öfter nachhause.

cabernetsauvignon-rutherfordhills2 cabernetsauvignon-rutherfordhills

Rote Poesie

Irgendwie ist FrauWEIN momentan ziemlich weißweinlastig. Dabei mag FrauWEIN Rote genauso gern. Vom Weingut Prieler vom Neusiedlersee waren es bisher aber auch die Weißen, die FrauWEIN begeistern. Pinot Blanc oder Chardonnay Seeberg – die bringen FrauWEIN zum Schmelzen.

Aber diesmal war es doch ein Roter vom Prieler, den FrauWEIN im Glas hatte. Und zwar ein Schützner Stein, Jahrgang 2003. Ein Cuvée aus 85 Prozent Blaufränkisch, der im Burgenland vorherrschenden Sorte, und 15 Prozent Merlot.

Im Glas zeigte der satte Farbe, dunkelrot, der Merlot lieferte violette Reflexe, das Alter ganz leichte Brauntöne. In der Nase war richtig viel los: Reife, auch getrocknete Früchte, Beeren, aber auch Kirsche und Dörrzwetschke, ein bisschen Schoko und rauchiger Anklang. Am Gaumen? Vollmundig, vor allem die Zwetschken und Kirschen legten sich auf die Zunge, toll eingebundene Tannine und ein sehr eleganter Abgang.

Genossen hat FrauWEIN dazu Lammkrone mit Polenta – war ein feines Pairing, der Wein hält aber auch neben kräftigem Fleisch wie Wild sicher gut mit. Eine feine Sache. Und dass der Prieler sich Robert Louis Stevensons Zitat

„Wine is poetry in a bottle“

zum Motto nimmt, findet FrauWEIN als Schreiberin richtig gut.

 wpid-imag1110.jpg wpid-imag1111.jpg

Chardonnay, 20 Jahre alt – Höhepunkt überschritten.

Schon wieder hat HerrWEIN so einen alten Tropfen aus seinem Keller geholt: Ein Chardonnay, Jahrgang 1995, vom Ernst Triebaumer aus dem Burgenland. Mit Triebaumers Rotweincuvée Marienthal, natürlich gereift, ist FrauWEIN ziemlich happy, aber wie steht’s mit diesem Chardonnay?

Gut ist der Wein noch, das wird beim Öffnen der Flasche schnell klar: Schöne Farbe, goldgelb und noch ungemein klar. In der Nase ist nicht mehr ganz so viel Aroma da – HerrWEIN dekantiert. Und wirklich, mit ein wenig Luft kommt da was: Geröstetes Weißbrot, reife tropische Früchte, ja, die Chardonnay-Spezifika sind ganz eindeutig. Dennoch ist der Wein am Gaumen nicht mehr ganz so überzeugend – zwar keine hervorstechenden Alterungstöne, aber halt auch nicht mehr ganz so viel Aroma.

Spannend allerdings, was mit dem Wein, genossen zum ziemlich kräftig gewürzten asiatischen Wolfsbarsch passiert: Die Sauce aus sauren Tamarinden, Erdnüssen, Pfeffer und Koriander holt das Beste aus dem Wein heraus – und plötzlich schmeckt FrauWEIN die reifen Früchte auch. Ein Wine Pairing, das besser nicht sein könnte: Essen und Wein harmonieren perfekt. Also doch noch eine schöne Erfahrung!

wpid-imag1270.jpgwpid-imag1271.jpg