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Verspätete Fusionsfeier: Dinner mit Wieninger/Hajszan

Wien ist anders – das stimmt auch beim Wein: Denn in keiner anderen Großstadt gibt es nennenswerten Weinbau im Stadtgebiet. Per Bus oder Bim zum Weinberg – da ist FrauWEIN daheim!

Bei rund 600 Hektar Anbaufläche gibt es freilich nicht unendlich viele Winzer – und einer hat im vergangenen Jahr seine Rebflächen ordentlich erweitert: Fritz Wieninger hat das Weingut Hajszan-Neumann übernommen und mit zusätzlichen 20 Hektar Fläche beidseits der Donau – am Nussberg und am Bisamberg – mittlerweile 70 Hektar. Das macht ihn zu einem der bedeutendsten Bio-Winzern, in Wien sowieso.

Und das haben die Herren Wieninger und Stefan Hajszan, dessen Weingut unter seinem Namen bestehen bleibt, jetzt mit etwas Verspätung, dafür mit Gästen, ordentlich gefeiert. So war auch FrauWEIN beim Dinner in der Winzerei: Sieben Gänge, acht Weine, ein Erlebnis!

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Dass sich der Herr Hajszan wieder auf seine Gastronomiebetriebe – neben der Winzerei in Grinzing auch das Universitätsbräu i in den Höfen des Alten AKH – konzentriert, merkt FrauWEIN beim Essen: Durchwegs ein tolles Menü, vor allem der Wolfsbarsch auf Bulgur oder Reh und Hirsch und der süß-salzige Abschluss mit Salzkaramell waren mehr als Heurigenküche.

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Und die Weine? Da haben mehrere gefallen: Spannend zum Beispiel Der Schrammler vom Wieninger.

„Komponiert in Wien“

lautete das Motto dieses Cuvées, den Wieninger nur von 2005 bis 2008 vindiziert hat. Gemacht im Auftrag der Wiener Philharmoniker, die den Schrammler als Gastgeschenk bei Auftritten – und damit Winzer Wieninger – in die Welt hinaustrugen.

FrauWEIN hat den Erst-Jahrgang verkostet: In der Nase stechen zwei Rebsorten hervor: Grüner Veltliner, fast ein bisschen Wachau-Style, und Chardonnay – toastig und cremig. Am Gaumen kommt der Veltliner schön durch – unterlegt mit ein paar anderen Noten. Kein Wunder, neben GV und Chardonnay findet sich auch Gemischter Satz in der feinen Magnum.

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Vom Hajszan sticht besonders der Quadriga 2008 hervor: Ein Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon. Ein sehr französischer Wein, beerig, aber auch kräutrig, Kirschtöne, dichtes Rot mit Purpurreflexen, sehr fein! Dass der Herr Wieninger von „Babymord“ ob des jungen Roten spricht, hat schon was für sich, zumal der Wein auch noch aus der Doppelmagnum kam.

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Allerdings war der parallel verkostete Sankt Laurent 2009 vom Wieninger selbst viel schwieriger: Da war noch so viel frisches Holz in der Nase und am Gaumen, dass die Rebsorte schwer zu erkennen war. Auch noch starke Säure im Abgang, dieser Wein braucht noch ein paar Jahre.

Wie gut das Altern dem Wein tut, hat der Herr Wieninger dann mit seinem Cabernet Sauvignon/Merlot 1999 bewiesen, den er selbst als

„den besten Wein, den ich je gemacht habe“,

bezeichnete. Ja, der hat auch FrauWEIN geschmeckt: Schönes Rubinrot, weiche aber kräftige Tannine, gute Frucht, sehr ausgewogen.

So einen Winzerabend dürfen Wieninger und Hajszan gerne wieder machen. Zum Beispiel, wenn wieder einmal geschrieben wird, Wieninger hätte Hajszan zum Bioweinbau gebracht. Das war nämlich

„genau umgekehrt“

– eine Feststellung, auf die der Herr Wieninger Wert legte. FrauWEIN wird sich’s merken.

Neue Horizonte. Französischer Riesling

So, 2015 muss FrauWEIN ihren Horizont erweitern: Österreichische Weine kennt sie nun wirklich schon recht gut. So gut, dass FrauWEIN in der Blindverkostung dessen, was HerrWEIN regelmäßig auftischt, schon eine sehr sichere Nase hat. Also geht auch HerrWEIN neue Wege und bringt nun viel Unbekanntes für FrauWEIN ins Glas.

Das war jetzt zum Beispiel ein Weißer mit sehr interessanter Nase: Mineralisch, aber gleichzeitig auch sehr floral, ganz leichte Botritysnoten. Im zweiten Schnuppern dann aber auch sehr fruchtig. Hm, da war FrauWEIN hin- und hergerissen: Könnte österreichisch sein, könnte Riesling oder Veltliner sein, aber trotz viel Kraft und vermutetem hohen Alkoholgehalt fehlte irgendwie das Typische für einen Smaragd. Was Kann das bloß sein?  Kurz ließ sich FrauWEIN zur Vermutung eines Chardonnays verleiten, bis HerrWEIN auflöste: Ein Riesling aus dem französischen Elsass war es. Und nicht irgendein Riesling, sondern ein Grand Cru Rosacker, Jahrgang 2007 von der Domäne Mittnacht. Hat es sogar in amerikanische Foodblogs geschafft. Vielleicht auch wegen dem hübschen Etikett mit Sichelmond und Sternchen.

Frankreich, also. Die Roten kennt FrauWEIN, so einen französischen Riesling hat FrauWEIN aber tatsächlich zum ersten Mal getrunken. Immerhin war sie mit ihrer allerersten Vermutung dann doch zumindest bei der Rebsorte richtig gelegen, aber dieser Riesling ist  ganz anders, als das was Österreichs Winzer machen – und auch anders als die deutschen – trockenen – Rieslinge, die FrauWEIN so kennt. Ja, durchaus sehr mineralisch, aber gleichzeitig auch sehr fruchtig und fast cremig, nicht ganz so viele Zitrusnoten. Und mit 13,5 Prozent tatsächlich sehr „hochprozentig“, gerade für einen Riesling. So richtig entwickelt hat sich der Wein erst nach einiger Zeit im Glas, die Flasche war trotzdem schnell weg. So kann FrauWEINs Weinhorizonterweiterung weitergehen.

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Werlitsch-Vertikale, Teil III.

Neues Jahr, neuer Ex Vero II! Die Jahrgänge 2005, 2006 und 2008
vom Sauvignon Blanc/Morillon-Cuvée vom südsteirischen Weingut Werlitsch hat FrauWEIN schon verkostet. Also stand logischerweise 2007 an. Und der könnte zum neuen Ex Vero-Liebling von FrauWEIN werden. Erst einmal eine elegante Nase: Zitrone, eine Spur Muskat, ordentlich Holzaromen, wie frisch geröstetes Brot und auch deutliche Hefenoten.

Im Geschmack dann unglaublich weich, schöne Fruchtnoten, aber eben auch die Frische, die FrauWEIN von den anderen Ex Vero II kennt, ein Hauch Ananas und im Abgang auch salzig, fast ein bisschen wie Salzkaramell. Sehr, sehr schön!

Der 2009er wäre auch schon zur Verkostung bereit gestanden – leider hatte FrauWEINs Flasche aber einen Korkfehler. Bis zur nächsten Station der 2000er-Vertikale muss FrauWEIN jetzt also noch ein bisschen warten. Und dazwischen halt was anderes trinken.

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Zum Jahrestag nur das Beste

Wenn FrauWEIN und HerrWEIN ihren Jahrestag feiern, da muss natürlich auch ein besonderer Wein her. Gar nicht so einfach bei dem, was die WEINs dieses Jahr schon alles getrunken haben. HerrWEIN hat aber trotzdem einen tollen Tropfen für den Anlass gefunden: Ein Grüner Veltliner Smaragd Schütt vom Weingut Emmerich Knoll aus der Wachau, Jahrgang 2006.

Hach, was für ein Wein! Schon die Farbe macht FrauWEIN Freude: Goldgelb mit schillernden, leuchtenden Reflexen, ein richtiger Parade-Smaragd. Die erste Geruchsprobe steigert die Vorfreude: Reife Pfirsiche, Banane und leicht rauchige Noten, dazu ein Hauch von Honig und Veilchen, mmmmh. Und auch der Geschmackstest bestätigt: Das ist ein Wein für FrauWEIN, endlos im Abgang, herrlich geschmacksintensiv, aber auch mit guter Säurestruktur. Da ist auch HerrWEIN mit seiner Wahl zufrieden.

Der bei Niedrigtemperatur gegarte Kalbsrücken mit Kräuterseitlingen und – eh klar – selbstgemachten Tagliatelle, den die WEINs dazu genießen, unterstreicht das Geschmackserlebnis. Ein perfektes Jubiläumsdinner!

Vor lauter Genießen hat FrauWEIN das Fotografieren vergessen – Weinliebhaber kennen das einprägsame Etikett mit dem Bildnis des Heiligen Urban aber ohnehin gut, es ist seit Jahren unverändert.

Veltliner Smaragd, 20 Jahre alt – gut!

Ein 20 Jahre alter Weißwein – wer trinkt denn sowas? Und: Kann das  überhaupt noch gut sein? Eine typische Reaktion von weniger weinaffinen Menschen, wenn ihnen mal ein gereifter Tropfen angeboten wird. FrauWEINs Antworten sind: ich, zum Beispiel und, ja, sogar sehr gut!

Und genau so ein Glückserlebnis gab es zuletzt mit einer Kostprobe aus HerrnWEINs Keller: Eine Flasche Grüner Veltliner Smaragd Honivogl vom Wachauer Traditionsweingut Hirtzberger – aus dem Jahr 1994. Das Alter sah man dem Wein im Glas durchaus an: Dunkles Gelb und eine fast schon ölige Konsistenz machten klar, ein junger Herr ist das nicht. In der Nase dann schon Petrolnoten, aber auch sehr reife Quitten und Birnen und ein wenig weißer Pfeffer – spannend! Im Mund fällt dann als erstes die leichte Botrytisnote auf, aber auch die Säure ist noch spürbar, sehr ausgewogen und vor allem samtig-weich am Gaumen.

Die besten Aromen entfaltet der Wein erst am zweiten Tag, 24 Stunden nach seiner Entkorkung. Wer so lange in der Flasche war, braucht manchmal auch Zeit, sich wieder voll zu entfalten. Und dass der Wein das aushält, ist auch ein Zeichen seiner Qualität. Dass Hirtzberger zu den besten Winzern gehört, die Österreichs Weinberge bewirtschaften, hat schon auch seinen Grund, findet FrauWEIN.

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