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Werlitsch-Vertikale, Teil I

Ein Geheimtipp ist der Ex Vero vom Weingut Werlitsch mittlerweile eher nicht mehr. FrauWEIN hat ihre erste Begegnung mit dem feinen Bio-Tropfen hier schon festgehalten. Weil der Cuvee aus Morillon und Sauvignon von Ewald Tscheppe aus der Südsteiermark aber derzeit gar so gut ankommt, haben sich FrauWEIN und HerrWEIN dazu verleiten lassen, gleich einmal ein paar Flaschen einzulagern. Und weil der schlaue Herr Tscheppe auch noch ältere Jahrgänge lagernd hat, kann FrauWEIN den Ex Vero II jetzt in der Vertikale – von 2005 bis 2011 – verkosten.

Gestartet hat FrauWEIN, eh klar, mit dem 2005er.  Angesichts des bereits erlebten, wunderbaren 2006er und der vielversprechenden Beschreibung von Captain Cork waren die Erwartungen hoch. Interessanterweise unterscheidet sich der 2005er in FrauWEINs aber deutlich von Captain Corks Verkostung – der Wein hat sich offenbar entwickelt. In der Nase ist jetzt das Holz deutlich zu riechen, neben den für die Spontanvergärung typischen Noten. Aber diese Holznote ist eindeutig da, sehr fein aber, mehr wie getoastes Weißbrot. Die reifen Früchte kommen erst mit der Zeit im Glas zur Geltung, auch Honignoten schmecken FrauWEIN.

Auch wenn es schwergefallen ist, hat FrauWEIN die geöffnete Flasche dann einen Tag aufgehoben – am nächsten Tag waren die Toast-Aromen noch immer da, aber nicht mehr so stark. Der Wein unglaublich rund und wie der 2006er sehr gelungen. Was FrauWEIN allerdings überrascht hat: Obwohl beim 2006er der Morillon-Anteil geringer ist als 2005, hat FrauWEIN beim 2006er diese Chardonnay-typischen, reifen Südfrüchte in viel stärkerer Erinnerung als beim 2005er. Es wird also Zeit für eine Zweitverkostung von 2006!

Gut und günstig – gibt’s auch im Piemont

„Vino rosso, per favore“.  „Il nostro?“ „Si!“: Mit FrauWEINs Italienischkenntnissen steht es leider nicht so gut, wenn der Wirt in einem italienischem Lokal mit stolzgeschwellter Brust „unseren“ anbietet, dann sagt FrauWEIN nicht Nein. Schon gar nicht im Piemont. Was bei den Preisen für die großen Barolos und Barbarescos der Region durchaus ein Fehler sein kann, wenn die Geldbörse nicht so prall gefüllt ist – nicht aber in dem kleinen, urigen Lokal mitten im Monferrato, der weniger touristischen Gegend des Piemont.

Der „unsrige“ war dann zwar nicht direkt vom Wirt, sondern vom Winzer seines Vertrauens im Nachbardorf, aber trotzdem eine echte Empfehlung. Ein Barbera del Monferrato von Nuova Cappelleta aus Vignale Monferrato. Zugegeben, mit mehr als 14 Prozent ein schwerer, alkoholintensiver Wein, aber das ist bei Piemonteser Weinen ohnehin nicht so selten. Und am Gaumen macht sich der Alkohol ganz und gar nicht breit. Da sind es volle, reife Fruchtaromen, sonnengereifte Kirschen und die gut eingebaute Säure, die Trinkvergnügen bereiten.  Selbst  Weinikone Jancis Robinson lobt in ihrem Blog den einstigen Alltagswein Barbera als aufstrebende Rebsorte.

Dass Nuova Cappelleta als Bio-Weingut sogar nach Demeter zertifiziert ist, weckt Interesse. Und so heißt es für Frau und HerrWEIN am nächsten Tag nichts wie hin. Das Weingut präsentiert sich als echter Bauernhof, auch Rinder werden hier artgerecht gezüchtet. Der Verkostungsraum, neben der Scheune, ist unbesetzt, doch von irgendwoher kommt der Herr des Hauses und empfängt mit einem italienischen Redefluss.

„Vino, degustazioni?“ – FrauWEIN sollte echt italienisch lernen, im Monferrato sind Fremdsprachen ein Fremdwort. Der gute Mann aber versteht, er öffnet seinen Verkostungsraum und tischt von allen Weinen auf. Nicht nur drei verschiedene Barbera, auch den autochthonen Freisa und Chardonnay keltert das Weingut. Der Barbera gefällt auch ohne Essen und so wandern zwei Kisten in den Kofferraum. Bei einem Preis von ca. 6 Euro pro Flasche auch kein Wunder.

Vier Jahre ist das mittlerweile her, die letzte Flasche haben Frau und HerrWEIN gerade geleert. Und festgestellt, dass Nachschub durchaus angebracht wäre.

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