Archiv für den Monat: Januar 2015

Alter Ami

Er war nicht FrauWEINS Ältester, das war ein Jahrgang 1974 – ein Italiener. Aber ein 1982er Jahrgang ist jetzt auch nicht gerade jung – für diesen Kalifornier allerdings irgendwie doch.

Aber langsam: Getrunken hat FrauWEIN einen Cabernet Sauvignon vom Weingut Rutherford Hill in Napa Valley, das gerade einmal zehn Jahre alt war, als die Trauben für diesen Wein geernet wurden. Naja, aufs Weismachen verstanden sich die Herrschaften von Rutherford Hill wohl trotzdem schon – zumindest war der Cabernet ziemlich gut. Obwohl dem gar nicht die volle Aufmerksamkeit des Weinguts gilt – drei Viertel der Trauben sind nämlich Merlot.

Zurück zum 82er Cabernet: Der war im Glas, zurückhaltend eingeschenkt, ziemlich rostrot, bräunlich, mit einigen Trübstoffen, irgendwie aber auch leicht durchschimmernd. In der Karaffe wirkte er doch deutlich dunkler und satter, erinnerte FrauWEIN an Kirschen. In der Nase merkte man das Alter schon: Dörrpflaumen und Kiefer konnten FrauWEIN und HerrWEIN unter Zuhilfenahme ihres Riechwegweisers erkennen – und einen Hauch grünen Paprika, für amerikanische Cabernets durchaus typisch. Dann war da noch eine Spur Rauch und schwarze Johannisbeerknospe, vulgo Buchsbaum.

Im Mund entfaltete der alte Ami dann seine volle Power: Was da noch an Säurerückgrat da war, ganz schön beeindruckend. Die – ganz exakt – angegebenen 13,7 Prozent Alkoholgehalt machten sich natürlich auch bemerkbar. Satt und voll, mit Kirschtönen, im Abgang blieb die Säure gut integriert und ließ auch Kaffee, dunkler Schokolade und einem Hauch von Vanille Platz.

Mit FrauWEINs Favoriten aus Übersee, dem Cabernet Sauvignon von Chateau Montelena konnte der Rutherford Hills zwar nicht mit – solche Kalifornier holt sich FrauWEIN aber gerne öfter nachhause.

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Rote Poesie

Irgendwie ist FrauWEIN momentan ziemlich weißweinlastig. Dabei mag FrauWEIN Rote genauso gern. Vom Weingut Prieler vom Neusiedlersee waren es bisher aber auch die Weißen, die FrauWEIN begeistern. Pinot Blanc oder Chardonnay Seeberg – die bringen FrauWEIN zum Schmelzen.

Aber diesmal war es doch ein Roter vom Prieler, den FrauWEIN im Glas hatte. Und zwar ein Schützner Stein, Jahrgang 2003. Ein Cuvée aus 85 Prozent Blaufränkisch, der im Burgenland vorherrschenden Sorte, und 15 Prozent Merlot.

Im Glas zeigte der satte Farbe, dunkelrot, der Merlot lieferte violette Reflexe, das Alter ganz leichte Brauntöne. In der Nase war richtig viel los: Reife, auch getrocknete Früchte, Beeren, aber auch Kirsche und Dörrzwetschke, ein bisschen Schoko und rauchiger Anklang. Am Gaumen? Vollmundig, vor allem die Zwetschken und Kirschen legten sich auf die Zunge, toll eingebundene Tannine und ein sehr eleganter Abgang.

Genossen hat FrauWEIN dazu Lammkrone mit Polenta – war ein feines Pairing, der Wein hält aber auch neben kräftigem Fleisch wie Wild sicher gut mit. Eine feine Sache. Und dass der Prieler sich Robert Louis Stevensons Zitat

„Wine is poetry in a bottle“

zum Motto nimmt, findet FrauWEIN als Schreiberin richtig gut.

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Chardonnay, 20 Jahre alt – Höhepunkt überschritten.

Schon wieder hat HerrWEIN so einen alten Tropfen aus seinem Keller geholt: Ein Chardonnay, Jahrgang 1995, vom Ernst Triebaumer aus dem Burgenland. Mit Triebaumers Rotweincuvée Marienthal, natürlich gereift, ist FrauWEIN ziemlich happy, aber wie steht’s mit diesem Chardonnay?

Gut ist der Wein noch, das wird beim Öffnen der Flasche schnell klar: Schöne Farbe, goldgelb und noch ungemein klar. In der Nase ist nicht mehr ganz so viel Aroma da – HerrWEIN dekantiert. Und wirklich, mit ein wenig Luft kommt da was: Geröstetes Weißbrot, reife tropische Früchte, ja, die Chardonnay-Spezifika sind ganz eindeutig. Dennoch ist der Wein am Gaumen nicht mehr ganz so überzeugend – zwar keine hervorstechenden Alterungstöne, aber halt auch nicht mehr ganz so viel Aroma.

Spannend allerdings, was mit dem Wein, genossen zum ziemlich kräftig gewürzten asiatischen Wolfsbarsch passiert: Die Sauce aus sauren Tamarinden, Erdnüssen, Pfeffer und Koriander holt das Beste aus dem Wein heraus – und plötzlich schmeckt FrauWEIN die reifen Früchte auch. Ein Wine Pairing, das besser nicht sein könnte: Essen und Wein harmonieren perfekt. Also doch noch eine schöne Erfahrung!

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Verspätete Fusionsfeier: Dinner mit Wieninger/Hajszan

Wien ist anders – das stimmt auch beim Wein: Denn in keiner anderen Großstadt gibt es nennenswerten Weinbau im Stadtgebiet. Per Bus oder Bim zum Weinberg – da ist FrauWEIN daheim!

Bei rund 600 Hektar Anbaufläche gibt es freilich nicht unendlich viele Winzer – und einer hat im vergangenen Jahr seine Rebflächen ordentlich erweitert: Fritz Wieninger hat das Weingut Hajszan-Neumann übernommen und mit zusätzlichen 20 Hektar Fläche beidseits der Donau – am Nussberg und am Bisamberg – mittlerweile 70 Hektar. Das macht ihn zu einem der bedeutendsten Bio-Winzern, in Wien sowieso.

Und das haben die Herren Wieninger und Stefan Hajszan, dessen Weingut unter seinem Namen bestehen bleibt, jetzt mit etwas Verspätung, dafür mit Gästen, ordentlich gefeiert. So war auch FrauWEIN beim Dinner in der Winzerei: Sieben Gänge, acht Weine, ein Erlebnis!

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Dass sich der Herr Hajszan wieder auf seine Gastronomiebetriebe – neben der Winzerei in Grinzing auch das Universitätsbräu i in den Höfen des Alten AKH – konzentriert, merkt FrauWEIN beim Essen: Durchwegs ein tolles Menü, vor allem der Wolfsbarsch auf Bulgur oder Reh und Hirsch und der süß-salzige Abschluss mit Salzkaramell waren mehr als Heurigenküche.

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Und die Weine? Da haben mehrere gefallen: Spannend zum Beispiel Der Schrammler vom Wieninger.

„Komponiert in Wien“

lautete das Motto dieses Cuvées, den Wieninger nur von 2005 bis 2008 vindiziert hat. Gemacht im Auftrag der Wiener Philharmoniker, die den Schrammler als Gastgeschenk bei Auftritten – und damit Winzer Wieninger – in die Welt hinaustrugen.

FrauWEIN hat den Erst-Jahrgang verkostet: In der Nase stechen zwei Rebsorten hervor: Grüner Veltliner, fast ein bisschen Wachau-Style, und Chardonnay – toastig und cremig. Am Gaumen kommt der Veltliner schön durch – unterlegt mit ein paar anderen Noten. Kein Wunder, neben GV und Chardonnay findet sich auch Gemischter Satz in der feinen Magnum.

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Vom Hajszan sticht besonders der Quadriga 2008 hervor: Ein Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon. Ein sehr französischer Wein, beerig, aber auch kräutrig, Kirschtöne, dichtes Rot mit Purpurreflexen, sehr fein! Dass der Herr Wieninger von „Babymord“ ob des jungen Roten spricht, hat schon was für sich, zumal der Wein auch noch aus der Doppelmagnum kam.

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Allerdings war der parallel verkostete Sankt Laurent 2009 vom Wieninger selbst viel schwieriger: Da war noch so viel frisches Holz in der Nase und am Gaumen, dass die Rebsorte schwer zu erkennen war. Auch noch starke Säure im Abgang, dieser Wein braucht noch ein paar Jahre.

Wie gut das Altern dem Wein tut, hat der Herr Wieninger dann mit seinem Cabernet Sauvignon/Merlot 1999 bewiesen, den er selbst als

„den besten Wein, den ich je gemacht habe“,

bezeichnete. Ja, der hat auch FrauWEIN geschmeckt: Schönes Rubinrot, weiche aber kräftige Tannine, gute Frucht, sehr ausgewogen.

So einen Winzerabend dürfen Wieninger und Hajszan gerne wieder machen. Zum Beispiel, wenn wieder einmal geschrieben wird, Wieninger hätte Hajszan zum Bioweinbau gebracht. Das war nämlich

„genau umgekehrt“

– eine Feststellung, auf die der Herr Wieninger Wert legte. FrauWEIN wird sich’s merken.

Neue Horizonte. Französischer Riesling

So, 2015 muss FrauWEIN ihren Horizont erweitern: Österreichische Weine kennt sie nun wirklich schon recht gut. So gut, dass FrauWEIN in der Blindverkostung dessen, was HerrWEIN regelmäßig auftischt, schon eine sehr sichere Nase hat. Also geht auch HerrWEIN neue Wege und bringt nun viel Unbekanntes für FrauWEIN ins Glas.

Das war jetzt zum Beispiel ein Weißer mit sehr interessanter Nase: Mineralisch, aber gleichzeitig auch sehr floral, ganz leichte Botritysnoten. Im zweiten Schnuppern dann aber auch sehr fruchtig. Hm, da war FrauWEIN hin- und hergerissen: Könnte österreichisch sein, könnte Riesling oder Veltliner sein, aber trotz viel Kraft und vermutetem hohen Alkoholgehalt fehlte irgendwie das Typische für einen Smaragd. Was Kann das bloß sein?  Kurz ließ sich FrauWEIN zur Vermutung eines Chardonnays verleiten, bis HerrWEIN auflöste: Ein Riesling aus dem französischen Elsass war es. Und nicht irgendein Riesling, sondern ein Grand Cru Rosacker, Jahrgang 2007 von der Domäne Mittnacht. Hat es sogar in amerikanische Foodblogs geschafft. Vielleicht auch wegen dem hübschen Etikett mit Sichelmond und Sternchen.

Frankreich, also. Die Roten kennt FrauWEIN, so einen französischen Riesling hat FrauWEIN aber tatsächlich zum ersten Mal getrunken. Immerhin war sie mit ihrer allerersten Vermutung dann doch zumindest bei der Rebsorte richtig gelegen, aber dieser Riesling ist  ganz anders, als das was Österreichs Winzer machen – und auch anders als die deutschen – trockenen – Rieslinge, die FrauWEIN so kennt. Ja, durchaus sehr mineralisch, aber gleichzeitig auch sehr fruchtig und fast cremig, nicht ganz so viele Zitrusnoten. Und mit 13,5 Prozent tatsächlich sehr „hochprozentig“, gerade für einen Riesling. So richtig entwickelt hat sich der Wein erst nach einiger Zeit im Glas, die Flasche war trotzdem schnell weg. So kann FrauWEINs Weinhorizonterweiterung weitergehen.

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