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Toskana: FrauWEINs Geheimtipps für Genießer

Die Toskana und Geheimtipps? Ja gibt’s denn die in einer der touristischsten Regionen Italiens? Ja, gibt es – FrauWEIN hat bei ihrem letzten Toskana-Urlaub einige entdeckt. Wer heuer eine Reise in das Land der Super Tuscans plant, sollte sich FrauWEINs kulinarische Top Ten Tipps nicht entgehen lassen!

1. Wein kaufen in San Gimignano

Bitte was, in der Touristenhochburg der vielen Türmen, wo Mega-Parkplätze den historischen Stadtkern säumen, soll es Gelegenheiten zum Weinkauf geben? Kaum zu glauben, aber FrauWEIN hat in einer Vinothek richtig gute Schnäppchen gefunden. Gereifte Weine zu günstigen Preisen gibt es bei der Enoteca Antica Latteria. Da lohnt es sich, vorbeizuschauen, sich für den Urlaub oder zuhause einzudecken. Ganz anders übrigens als in der Enoteca La Fortezza in Montalcino. Die ist wirklich Touristen-Nepp. Auf ein Glas Brunello zum Verkosten, gut, das kann man schon dort investieren. Die Flaschenpreise sind aber jenseitig. Wenn schon Montalcino, dann besser in die Enoteca Dalmazio, die außerhalb des Stadtzentrums liegt, schauen. Dort hat FrauWEIN eine große Auswahl zu vernünftigen Preisen gefunden. Und das waren jetzt gleich zwei Tipps in einem.

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2. Essen am Bauernhof im Val d’Orcia

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Agriturismi gibt es in der Toskana ja mittlerweile auch schon ganz schön viele. Bei manchen kann man nur übernachten, manche bieten auch Küche für alle. Einen Bio-Bauernhof mit großartiger Küche hat FrauWEIN im Val d’Orcia, das für sich noch so etwas wie ein Geheimtipp ist, entdeckt: Podere il Casale bei Pienza. Nur über eine Schotterstraße erreichbar und nicht einmal mit dem GPS-Navi ganz einfach zu finden, aber die Anreise lohnt sich. Von ausgewanderten Schweizern liebevoll geführt, kann hier aus einem Mittagessen auf der Terrasse mit herrlichem Panoramablick schnell einmal ein Tagesausflug werden. FrauWEIN und HerrWEIN wollten jedenfalls nach dem Essen nicht so schnell wieder weg. Einziges Manko: Die hauseigenen Weine sind nicht unbedingt eine Offenbarung, für die Essensbegleitung und einen easy-drinking-Nachmittag reicht’s aber locker. Und nur die fallweise ankommenden Tagestour-Minibusse lassen erkennen, dass dieser Bio-Bauernhof doch nicht mehr so ganz Geheimtipp ist. Wer ganz sicher gehen will, ein Platzerl zu bekommen, sollte also vorher kurz anrufen. FrauWEIN fand aber auch bei ihrem Spontan-Besuch ein feines Tischchen unterm Olivenbaum.

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3. Abendsonne und Käse genießen in Pienza

Käse und Abendsonne, nicht unbedingt eine Kombination, die FrauWEIN spontan einfallen würde. Doch beim Besuch in der Käse-Hauptstadt des Val d’Orcia, das südöstlich von Siena liegt, hat FrauWEIN entdeckt, wie fein es sich dort abends flaniert. Rund um Pienza führt eine Stadtmauer. Im Ort kann man von Bars an der Mauer den Blick ins Tal und auf die sanften Hügeln genießen, spaziert man durch das Stadttor hinaus, führt der Weg an der Mauer direkt in die untergehende Sonne. Wenn das nicht romantisch ist! Wer will, kauft den Käse schon vorher und genießt ein Picknick an der Mauer. Und wer in Pienza noch nicht genug zu essen bekommen hat, der fährt noch nach San Quirico d’Orcia: Auch eine hübsche Altstadt mit wunderbaren Delikatessengeschäften, die viele Bio-Produkte führen. Pasta, Marmeladen, Eingelegtes, Gewürze, Wildschweinwürste und, und, und.

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4. Der Fleischeslust frönen in Panzano

Zugegeben, Dario Cecchini ist, vor allem bei amerikanischen Touristen jetzt nicht wirklich ein Geheimtipp. Er dürfte im Gegenteil in einem der großen englischsprachigen Reiseführern untergekommen sein, so viele Besucher aus Übersee wie er bei FrauWEINs Einkehr hatte. Aber der Fleischhauer ist zurecht beliebt. Nicht nur, weil er ein Entertainer ist, wie sich spätestens, wenn er mit zwei frisch und auf dem Feuer zur Perfektion gegrillten Bisteccas vor die Gäste tritt und brüllt: „To beef or not to beef?!“

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Sondern auch, weil der geschäftige Herr Cecchini sein Geschäft versteht. In gleich zwei Lokalen in Panzano im Chianti kocht er ausschließlich Fleisch auf. In beiden Lokalen gibt es jeweils ein fixes Menü. In der Oficina della Bistecca geht es, nona, vor allem um Steaks. Doch bevor die großen Stücke in verschiedenen Cuts auf den Tisch kommen, gibt es Beef Tartare, Carpaccio und noch ein paar andere Herrlichkeiten von der Kuh. Im Solociccia gleich auf der anderen Straßenseite wird es noch ein bisschen spezieller: Da kommt nämlich die Kuh von Kopf bis Fuß auf den Tisch, hier verarbeitet Dario im Menü so gut wie jedes Teil vom Rind. Gemüse und Beilagen gibt es sowieso zum Menü, den Grappa danach auch. Beim Wein setzt Cecchini auf einen einfachen Hauswein eines Freundes – und fordert seine Gäste ausdrücklich auf, doch ihren eigenen mitzunehmen. Das kostet nichts extra und empfiehlt sich sehr – zumal der Freund mit dem Hauswein eher kein großer Winzer mehr wird.

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5. Fleischgenüsse für zuhause aus Greve

Natürlich kann man auch bei Dario Cecchini in seiner Macelleria Fleisch zum Mitnehmen kaufen. Würste, Bisteccas, was das Herz begehrt gibt es in dem kleinen Geschäft. Doch der Spezialist um die Fleischeslust auch nach dem Urlaub noch stillen zu können, ist einen Ort weiter, nämlich in Greve. Die Antica Macelleria Falorni lässt das Herz jedes Fleischtigers schon beim Betreten höher schlagen. Die Prosciutto hängen von der Decke, Körbe über Körbe voll von Salsiccie, Finocchie und anderer Wurstspezialitäten füllen gleich mehrere Räume. Und hinter der Theke werden auch die großen Teile von Kuh und Schwein hübsch portioniert und auf Wunsch vakumiert. Zuerst hat sich FrauWEIN noch gewundert, als vor dem Geschäft ein Cabrio stand, der Kühlbox um Kühlbox in seinen winzigen Kofferraum schlichtete. Nach dem Besuch kann FrauWEIN nur einen Tipp geben: Nicht ohne ausreichend große Kühlbox anreisen. Kaum war das kiloschwere Bistecca zuhause auf dem Grill verarbeitet, wollte FrauWEIN gleich wieder Nachschub besorgen. Und wer schon einmal Pasta mit Falornis Salsiccia gemacht hat, will nie wieder andere.

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6. Bio-Weinmesse in Gaiole

Da hat FrauWEIN Glück gehabt: Ausgerechnet in ihrem letzten Toskana-Urlaub 2014 fand in Gaiole im Chianti die erste Bio Pride statt: Eine Messe von Biowinzern. Knapp 50 waren bei der Premiere dabei, von der nicht allzu viele etwas mitbekommen hatten. Leider gibt es für 2015 noch keinen Termin. Der Andrang war bei FrauWEINs Besuch angenehm überschaubar, und das, obwohl einige wirklich gute Weingüter vertreten waren. Zum Beispiel Badia a Coltibuono, Fontodi, Montevertine mit seinem unglaublichen Pergola Torte oder auch Castello dei Rampolla mit dem tollen Sammarco. Die meisten Winzer sind persönlich da, oder haben ihre Kellermeister geschickt, wie Castello dei Rampolla. Der ist praktischerweise Deutscher, FrauWEINs Italienisch-Kenntnisse sind ja leider nicht-existent, und erzählt ein bisschen vom Bio-Weintum in Italien. Das ist noch nicht so wirklich ausgeprägt, weshalb auch Castello dei Rampolla es nicht gerade an die große Glocke hängt, biozertifiziert zu sein. Dagegen gibt’s in Italien und bei Touristen, die sich nicht mit Wein beschäftigen, nämlich noch Vorbehalte. FrauWEIN mag’s kaum glauben. Was sich bei der Bio Pride oder im Chianti abseits des Weins empfiehlt: Pasta vom Produzenten S. Cristoforo aus alten Getreidesorten wie Kamut. Bessere getrocknete Pasta gibt’s höchstens noch in Apulien, von Benedetto Cavaliere. Auch Bio, eh klar.

7. Übernachten im Chianti. Mit Frühstück im Weinkeller.

FrauWEIN ist kein Fan großer Hotels, schicke Boutiquehotels, heimelige und hochwertig eingerichtete Agriturismi oder B&Bs mit persönlicher Betreuung und perfekter Ausstattung sind nach ihrem Geschmack. In der Toskana ist die Auswahl für FrauWEIN groß, im Chianti hat sie mit HerrnWEIN eine besonders feine Unterkunft gefunden: Podere Campriano in Greve. Elena führt das B&B mit ihren Eltern und nebenbei betreibt man hier auch noch ein Weingut – Bio und mit bestem Chianti, den FrauWEIN auch für zuhause gekauft hat. Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, mit dicken Steinmauern, antiken Möbeln und viel Platz.   Der Salzwasserpool im schönen Garten, hoch über Greve bietet beste Ausblicke, das Zentrum ist den Hügel hinunter zu Fuß erreichbar, das Frühstück mit viel Hausgemachtem ist köstlich – und wird im Weinkeller serviert.

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8. Eine urige Osteria bei Montepulciano

Allein das Essen ist ein Grund für eine Toskana-Reise. Ausgestattet mit dem Osterie d’Italia-Guide von Slow Food lassen sich besonders authentische Lokale entdecken. FrauWEIN vertraut dem Slow Food-Guide gerne, lässt sich aber auch gerne von ihren Unterkunftgebern etwas empfehlen. Ein besonders feiner Tipp findet sich ganz in der Nähe von Montepulciano, am anderen Hügel, sozusagen, in Montefollonico. La Botte Piena gleich hinter der Stadtmauer, ist eine Osteria ganz nach FrauWEINs Geschmack. Das Glas Prosecco kommt fast ungefragt auf den Tisch, die Weinkarte ist groß, die Preise machen Freude und das Essen – von Pasta bis Bistecca – war so toll, dass die WEINs trotz großem Angebot rundherum gleich zwei Abende hier speisten.

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9. Sportlich durch große Weingüter

Ornellaia, San Guido, Antinori: Wer die großen Weingüter der Toskana besuchen will, kommt an Bolgheri nicht vorbei. Dort in der Gegend, nah am Meer, wachsen einige der besten Reben. Und die kann man wunderbar erFAHREN – am besten so wie FrauWEIN per Rad. Die gut ausgeschilderte Tour führt von Donoratico vom Meer weg an den großen Weingütern vorbei bis hinauf nach Bolgheri. Dort reiht sich Vinothek an Vinothek, verkostet werden können alle gängigen Super Tuscans. Und danach geht’s die längste Zypressenallee der Toskana hinab, da rollt das Radl zum Glück ganz von allein. FrauWEIN hat den Besuch der großen Weingüter ausgelassen – 80 Euro für einen Kellerbesuch, wie bei Ornellaia, sind trotz Verkostung dann doch ein bissl happig. Wo es doch auch ein Top-Weingut zum wesentlich günstigeren Verkostungsbeitrag gibt. Womit wir bei Tip 10 sind.

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10. Tua Rita – großes Weingut, ganz privat

Redigaffi – für Weinkenner hat der Merlot aus der toskanischen Maremma Kultstatus. Ganz zufällig war FrauWEIN bei ihrem Toskana-Urlaub praktisch Tür an Tür mit dem Weingut Tua Rita, das Redigaffi produziert, untergebracht. Da sollte natürlich eine Kellerbesichtigung möglich sein. So einfach ist das bei Tua Rita nicht, das Weingut ist nur nach Voranmeldung und nur an wenigen Tagen zugänglich. FrauWEINs Charme hat aber überzeugt und so konnten FrauWEIN und HerrWEIN tatsächlich in Tua Ritas heilige Hallen. Für 20 Euro gibt es eine Privatführung für die WEINs, die nette Mitarbeiterin führt von den Weinbergen, durch den Keller und ins Stammhaus, in dem nicht nur der Verkostungsraum für normale Gäste untergebracht ist, sondern wo Frau Tua auch Exporteure ihrer Weine und andere Geschäftspartner offensichtlich fürstlich bewirtet. Im Keller prangt ein Gemälde an der Wand, vom selben Künstler, der auch die Etiketten entwirft.

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Rita Tua hat das Weingut erst in den 80ern mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Virgilio gegründet, damals war die Gegend am toskanischen Meer für Merlotanbau nicht gebräuchlich. Seit dem Erfolg von Redigaffi ist das anders. Großartig sind auch Tua Ritas Cuvées aus hauptsächlich Sangiovese, Giusto di notri und Perlato del Bosco, die FrauWEIN verkosten durfte. Unglaublich dicht und samtig, selbst die jungen Jahrgänge. Kaufen kann man Tua Ritas Wein am Weingut nicht – der Verkauf ist komplett ausgelagert und läuft über Händler. Einen Perlato del Bosco, 1999, hat HerrWEIN bei FrauWEINs Tipp 1 entdeckt. Und bei Tipp 4 haben ihn die WEINs ausgetrunken. Erlebnisse, die Grund genug für die nächste Toskanareise sind.

Weihnachtlichte Weinfreuden

Die Weihnachtsfeiertage sind für FrauWEIN besonders anstrengend – aber auch schön. Umgeben von Weinliebhabern in der Familie kommen da schnell ein paar Weine zusammen, die getrunken werden wollen. Das Schöne: Meist sind es besonders gute Tropfen, die festgerecht kredenzt werden.

Von den vielen in den vergangenen Tagen probierten bleiben zwei in besonderer Erinnerung, ein weißer und ein roter, FrauWEIN ist da ausgewogen.

Der weiße ist ein Riesling Heiligenstein, 2011, vom Weingut Hirsch aus dem Kamptal. Ein Riesling, wie ihn FrauWEIN liebt: Kraftvoll, aber nicht über-fett, mineralisch und mit frischen Aromen von exotischen Früchten. Ein Gaumenschmeichler mit viel Geschmack, cremig und gleichzeitig mit guter Säure. Und für alle Zweifler ein tolles Beispiel, dass auch Bio-Weine ganz große Klasse erreichen können.

Der rote war für FrauWEIN ein besonderes Zuckerl: Ein Bolgheri Superiore von Grattamaco aus der Toskana, Jahrgang 2008. Ein Wein, den FrauWEIN und HerrWEIN erst diesen Sommer bei ihrer Toskana-Reise kennengelernt haben. Der für die Toskana typische Sangiovese ist auch beim Bolgheri Superiore die Hauptrebsorte, in dieser Ecke der italienischen Hügeln, schon ganz nah am Mittelmeer, werden die Trauben genau so, wie FrauWEIN sie schätzt. Dass auch Grattamacco biologisch an- und ausbaut, ist für die Toskana – noch – eher untypisch.

Und wie schmeckt das?  Dieser Bolgheri Superiore hat in der Nase wie am Gaumen herrliche Fruchtaromen – Himbeeren, Johannisbeeren, Kirschen, dazu kommt eine leicht grasige und duftige Note. Das Tannin ist schon schön samtig, nicht so ein staubtrockener Tropfen, wie manch ein junger Super-Tuscan, der FrauWEIN schon mal enttäuscht hat.

Zum Weihnachtsfeste nur das Beste, das ist sicher! Vor lauter Weihnachtsfeiern hat FrauWEIN ausnahmsweise die Fotos vergessen.