Schlagwort-Archiv: Morillon

Morillon at its best!

2014 war für FrauWEIN ein Jahr des Chardonnay, also was das Trinken angeht, nicht als Lesejahr. Wie sich der für heimische Winzer ganz besonders schwierige Jahrgang ’14 entwickelt, wird sich erst zeigen. Die Ernte war ja vielerorts dürftig, umso spannender wird, was die Winzer in die Flaschen gebracht haben.

Aber zurück zum Chardonnay, der in der Steiermark als Morillon geführt wird. Den mochte FrauWEIN schon immer, in den letzten Monaten hat sie aber einige ganz großartige Gläser trinken dürfen. So wie zuletzt den Morillon Moarfeitl, Jahrgang 2003, vom Weingut Neumeister aus Straden, HerrnWEINs und FrauWEINs Hochzeitswinzer aus der Südoststeiermark.

morillonmoarfeitl03-1morillonmoarfeitl03

Wow, was da an Aromen aus dem Glas duftete, war schon eine Geruchsexplosion: Reife bis überreife Südfrüchte wie Bananen, Mango und Honig, der Wein im Glas fast schon ölig und goldgelb strahlend. Im Geschmack bestätigt sich die Fruchtexplosion, man merkt die Fassreifung, aber durch und durch ausgewogen. FrauWEIN ist begeistert, die beiden Herren am Tisch nicht ganz so – ihnen ist der Wein dann doch zu „fett“, wie es so schön heißt. HerrnWEIN begeisterte der sogar ein Jahr ältere, aber tatsächlich elegantere und säurebetontere Morillon 2002 von Tement tags darauf mehr (siehe hier).

Interessant, denn die Lagen Sulz vom Tement an der südsteirischen Weinstraße ist der Lage Moarfeitl  vom Neumeister in der Südoststeiermark gar nicht unähnlich. Beide sind Süd-Südwest ausgerichtet, beide sind auf kalkhaltigen Böden.

Das schreibt das Weingut Neumeister über seine Lage Moarfeitl:

„Moarfeitl ist der älteste in Familienbesitz befindliche Weingarten und befindet sich auf einem Hochplateau oberhalb der Lage Augenweide. Die Weine bestechen durch ihre Komplexität, Tiefgründigkeit und Mineralität, sind nie vordergründig und benötigen oft Jahre bis sie sich erschließen.“ Der Boden besteht aus kalkhaltigem, sandigen und lehmigen Schluff (Silt) mit stark kalkhaltigen, groben Sedimenten.

Tement beschreibt die Lage Sulz so:

„Die Ausrichtung ist Süd- bis Südwest, bergseitig besteht der Boden aus braunem Kalkmergel (Opok), talseitig finden sich lehmige, tiefgründige Böden mit Muschelkalk. Der höchste Teil dieser Lage wurde aufgrund seines nahezu gleichen Terroirs wie auf unserer Top-Lage Zieregg im Jahr 1997 mit Morillon bepflanzt.Tiefgründige, finessenreiche Weine mit schöner Fruchtausprägung und sehr gutem Reifepotential.“

Ja, da sieht FrauWEIN wieder, wieviel Unterschied Jahrgang und natürlich die Arbeit des Winzers ausmachen. Beide Weine sind für sich jedenfalls herrlich und das Reifepotenzial kann FrauWEIN nur bestätigen.

Aufessen, bevor sich Fuchs und Zach Gute Nacht sagen

Restlessen bei Gerhard Fuchs? Da muss FrauWEIN dabeisein, hat sie sich gedacht, als sie die Ankündigung auf der Website der Weinbank in Ehrenhausen gesehen hat. Immerhin ist der Herr Fuchs einer der besten Köche des Landes. Mit der Weinbank hat er sich nach vielen Jahren im Kreuzwirt am Pössnitzberg im Oktober 2014 ein neues, eigenes Lokal geschaffen. Gemeinsam mit Christian Zach, der im Kreuzwirt als Sommelier wirkte.

„Wo sich Fuchs und Zach Guten Tag“ sagen, prangt nun als Leitspruch über der offenen Küche im modernen Lokal, am 4. Jänner sagten Fuchs und Zach aber erst einmal bis Monatsende Gute Nacht – und räumten vorher noch die Küche leer.

weinbak10weinbank11

Sieben Euro pro Gang, so viele Gänge wie man möchte – Startschuss zu Mittag. Da wären FrauWEIN und HerrWEIN fast noch um ihr Essen gekommen, waren sie doch bis zuletzt der Überzeugung, dass das Restlessen, so wie beim Steirereck am Pogusch, am Abend beginnt. Zum Glück war Herr Fuchs am frühen Nachmittag noch in der Küche, die WEINs hungrig und so fanden vier großartige Gänge ihren Weg in der WEINs Mägen.

Von der Bio-Gänseleber, über die Eierspeis‘ mit Trüffel und die Forelle im Erdäpfelsud bis zum Kalb am Knochen war jeder Gang großartig. Und zu dem Preis schon fast unverschämt günstig. Den Dessertgang haben sich FrauWEIN und HerrWEIN geteilt – zum Glück, denn an Süßem hatte der Herr Fuchs noch eine ganze Menge loszuwerden: Kletzenparfait, Mohnstrudel und Palatschinke waren ein leckerer Abschluss.

weinbank2

weinbank4weinbank5

weinbank6

weinbank7

Was haben FrauWEIN und HerrWEIN dazu getrunken? Einen Morillon Sulz, Jahrgang 2002, natürlich vom Weingut Tement  – immerhin Anstoßgeber für Fuchsens neues Lokal.

weinbank8weinbank9

Und wie war der? Trotz des Alters noch gute Säure am Gaumen, schöne Fruchtaromen, aber auch blumige Noten, insgesamt sehr, sehr elegant und nicht so brachial, wie viele holzgereifte Morillons. Obwohl ihn Sommelier Zach sogar schon als „relativ fett“ bezeichnete. Der hatte aber auch nicht am Vortag einen  Morillon Moarfeitl, Jahrgang 2003 vom Neumeister getrunken, wie FrauWEIN. Das war ein richtig fetter Wein (mehr hier).

„I wer narrisch!“ – Österreichischer Wein in Berlin

„Toooor, Toooor, Toooor – i wer narrisch!“: Selbst wer sich gar nicht für Fußball interessiert, weiß in Österreich  Edi Finger seniors legendären Radiokommentar zu verorten. Er markiert Österreichs 3:2-Sieg gegen Deutschland bei der WM 1978 in Cordoba, Argentenien. Ist schon eine ganze Weile her und für Fußballbegeisterte eigentlich traurig, dass sich die Sportnation noch immer wehmütig mit diesem singulären Ereignis auf die Schulter klopft. Aber was hat das alles jetzt mit Wein zu tun?

Sehr viel, wie FrauWEIN bei ihrem Silvesterbesuch in Berlin erfahren hat. Hier betreiben ein paar Steirer die Cordobar – eine „deutsch-österreichische Weinbar“ mit kleinem Restaurant. Und hier gibt es nicht nur die wahrscheinlich beste Auswahl österreichischer Weine in der deutschen Bundeshauptstadt – sondern mit Lukas Mraz kocht dort auch noch der Sohn von Markus Mraz vom hochprämierten Mraz und Sohn in Wien.

Was Mraz unter „kalten und warmen Snacks“ auf den Tisch bringt, ist schon mal großartig. Ein vegetarisches Tartare aus g eräuchteren Tomaten, das fast das traditionelle Beef Tartare – das bei Mraz natürlich auch alles andere als traditonell zubereitet ist – in dene Schatten stellt. Eine Blun’zn-Pizza, die die amerikanischen Touristen am Nebentisch völlig begeistert – vor allem, wegen der eigens hergestellten Take away-Schachtel, in der sie serviert wird.

wpid-imag1121.jpgwpid-imag1125.jpg

Und die Weine? Ja, da bekommen die Berliner schon was Ordentliches. Wobei die Preise zum Teil etwas hochgegriffen sind, wie FrauWEIN findet. Aber es finden sich durchaus auch leistbare Vertreter des österreichischen Winzertums im „großen Weinbuch“. Und es gibt immer ein paar Magnums, aus denen glasweise ausgeschenkt wird.

FrauWEIN, HerrWEIN und Berliner Begleitung genossen also zur Einstimmung den ebenfalls auch glasweise angebotenen Morillon 2013 vom Herrenhof Lamprecht aus Pöllau bei Gleisdorf. Ein FrauWEIN bisher unbekannter Winzer, ja, nicht einmal dass dort im Norden des südoststeirischen Vulkanlands auch schon Wein gemacht wird, wusste sie. Da haben Weinpresse und Weinquellen schon mehr Ahnung, wie deren Verkostungsberichte zeigen.

wpid-imag1120.jpgwpid-imag1123.jpg

Der Morillon vom Herrn Lamprecht, der auf seiner Website übrigens auch einen recht netten Blog betreibt, ist ein klarer, leichtfüßiger Chardonnay, mit feinen Fruchtaromen, aber auch ganz sanften Butter- und Nusstönen. Ein trinkfreudiger Wein

Ganz anders wie das, was FrauWEIN und Co. als nächstes ordern: Wieder einen Chardonnay, diesmal aber aus dem Burgenland, vom Weingut Schönberger aus Mörbisch, Jahrgang 2011. Der war dann nicht mehr so leichtfüßig, dafür umso intensiver. Schon in der Nase intensive Fruchtaromen, vom Weingartenpfirsich bis hin zu exotischeren Früchten, leichte Honignoten, leichte toastige Töne, aber auch eine gewissen Mineralik. Am Gaumen bestätigt sich der Duft, gemischt mit feinem Schmelz, das ist schon ein toller Wein.

Zum Abschluss dann noch ein Glaserl aus der Magnum: Grüner Veltliner Reserve vom Weingut Alzinger aus der Wachau, Jahrgang 2004. Mit 14,5 Prozent Alkohol geht da eh kaum mehr als ein Glas und essen muss man zu dem Wein auch nix mehr, der steht für sich. Unglaubliche reife Fruchtaromatik, sanfte Honigtöne, klare Noten von Botrytis und im Abgang noch starke, gut eingewobene Säure.

wpid-imag1128.jpg

Und die deutschen Weine? Die gibt es auch in der Cordobar. Aber FrauWEIN war diesmal patriotisch – und beim Wein ist das Match Deutschland-Österreich aus FrauWEINs Sicht ohnehin auch ganz klar entschieden – patriotisch, versteht sich.

wpid-imag1135.jpgwpid-imag1131.jpgwpid-imag1134.jpg

Gereifter Morillon macht Freude

Chardonnay, oder sein steirisches Pendant, Morillon: Ja, das ist einfach eine Rebsorte, die FrauWEIN gerade ganz besonders schmeckt. Und wenn es noch ein im Holzfass ausgebauter, kraftvoller Vertreter seiner Sorte, der auch schon ein bisschen Zeit zum Reifen hatte ist, dann ist FrauWEIN glücklich.

So wie zuletzt mit einem schon vergessenen Fund aus dem eigenen Keller von FrauWEIN und HerrWEIN: Da ist noch eine Flasche Morillon Oberglanzberg 2007 vom Tschermonegg aus Glanz in der Südsteiermark aufgetaucht. Damals, gerade flaschengefüllt, bei einem Kurzurlaub an der traumhaften Weinstraße gekauft und dann ganz hinten im Weinkeller verschwunden. Die Lagerung hat dem Wein nur gut getan.

In der Nase dominieren vollreife Früchte, Ananas, aber auch Birne und eine leichte Note von Haselnuss und Mandelblüte ist da zu riechen, sehr vielversprechend. Der Wein schmeckt dann auch: Die Früchte sind voll und cremig, die Holztöne gut eingebaut, ein Wein auf der Höhe seiner Zeit. Leider auch schon wieder die letzte Flasche – FrauWEIN sollte öfter mal ein paar Schätze im Weinkeller „vergessen“.

oberglanzberg-morillon

oberglanzberg2

Lage, Lage, Lage. Zum Beispiel Zieregg

HerrWEIN hat schon ein ganz beachtliches Sortiment an großen Weinen beisammen. Immer wieder kommt eine Flasche daraus zur Verkostung – auch für FrauWEIN. Das ist schon mal fein, weil FrauWEIN sich mit der Zeit durch so ziemlich alles, was vor allem in Österreich groß ist, kosten kann. Schlecht ist das dann meistens auch nicht, was da ins Glas kommt.

Wenn ein Morillon Zieregg IZ Reserve aus dem Jahr 2005 vom Weingut Tement aus der Südsteiermark daherkommt, dann steigt bei FrauWEIN auch die Vorfreude. Morillon ist schon mal gut, gereift noch besser, und Zieregg – da gilt: Lage, Lage, Lage. Denn Zieregg ist eine der ganz großen Lagen in der Südsteiermark und was der Top-Winzer Tement daraus macht, meistens ein Gedicht.

Der Morillon war in der Nase sehr elegant und ausgewogen – kein wuchtiger Holzgeruch – trotz 30 Monaten im Holzfass (Reserve!), aber auch keine überreifen Früchte, die sich in den Vordergrund spielen. Am Gaumen bestätigt sich die Eleganz: Das ist kein „fetter“ Wein, der allein schon wie ein Dessert daherkommt, das ist ein sanfter Vertreter seiner Sorte, der auch zum Essen getrunken werden kann. Florale Noten neben Zitrusaromen und natürlich auch reifen Tropenfruchtaromen.

Das Alter merkt FrauWEIN diesem Morillon nicht an. Was „IZ“ bedeutet, weiß sie jetzt auch: Interzellulare Beerenvergärung, der Gärprozess beginnt also schon in der Traube, bevor diese gepresst und dann im Holz weitervergoren werden. Hat FrauWEIN also auch wieder etwas gelernt. Da soll noch einer sagen, Wein trinken bildet nicht!

wpid-imag1087.jpg wpid-imag1086.jpg