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WinterWeinWandern

Na gut, Gols im Burgenland ist jetzt von Wien nicht wirklich eine große Reise. Im Winter ist FrauWEIN aber nicht gar so oft in den Weinbergen am Neusiedlersee. Der Ausflug an diesem schönen Februar-Wochenende war also eine Ausnahme. Aber immerhin lockte auch das Weinkulturhaus Gols mit der Verkostung von Falstaff-prämierten Rotweinen: Jedes Wochenende zehn andere Weine.

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Die Weine müssen natürlich verdient sein, also machte sich FrauWEIN erst einmal auf den WeinWeg: Eine kleine Runde durch die Weinberge, vorbei an einigen der besten Winzer im Ort – Heinrich, Preisinger – durch einige der schönsten Lagen – Altenberg, Neuberg, Goldberg.

wpid-imag1423.jpgwpid-imag1424.jpg  IMG_20150214_144336IMG_20150214_150655IMG_20150214_154417Eineinhalb Stunden ungetrübter Sonnenschein mit stürmischem Wind waren FrauWEIN dann aber genug, also ging’s zurück ins Weinkulturhaus. Das hatte in der vergangenen Woche wohl nicht allzu viel Besuch: Statt der für dieses Wochenende angekündigten Weine  gab es noch ein paar aus dem vorwöchigen Sample. Na gut, FrauWEIN nimmt, was sie kriegen kann. Und der Pinot Noir Baumgarten, 2012, vom Gerhard Pittnauer war zum Beispiel schon sehr gut.

IMG_20150214_160755 IMG_20150214_160249FrauWEIN schmeckte auch der Ni’tana, 2012, vom Nittnaus, HerrnWEIN war der zu „künstlich“, zu sehr holzlastig. Fand FrauWEIN nicht, aber Geschmäcker sind ja auch verschieden. Bei den Weißen blieb nicht viel in Erinnerung – außer dass der eine Grauburgunder seit 31. Jänner geöffnet war – trotzdem noch ganz schön viel Säure. Und durchaus trinkbar – so lange hat FrauWEIN noch keine offene Flasche aufgehoben. Aber so lang hält auch keine im WEIN’schen Haushalt.

 

 

 

Der Stoppelgeld-Boom: BYO wird salonfähig

Geradezu hymnisch und trotz des noch jungen Jahrs schon als DIE Eröffnung 2015 wird derzeit das neue Wirtshaus von Spitzenkoch Christian Petz gelobt. Petz im Gußhaus steht schon fix auf FrauWEINs ToDo-Liste für die nächsten Wochen – wenn denn ein Tisch zu kriegen ist. Der Hype liegt vor allem an der Petz’schen Küche, die FrauWEIN am Wiener Badeschiff durchaus genossen hat. Doch auch Petz‘ Getränkepolitik lässt die Kritiker jubeln: Denn auch im Gußhaus sagt Petz: Für 15 Euro Stoppelfeld kann jeder Gast seinen eigenen Wunschwein mitbringen.

BYO, als dieses Kürzel bei der Eröffnung des Badeschiffs an der Kreidetafel am Eingang prangte, da konnten viele in Österreich wenig damit anfangen. FrauWEIN kannte das „bring your own“-Prinzip schon aus Australien: Dort haben viele Lokale keine Lizenz zur Alkoholausschank, dass Gäste ihren Wein zum Essen selbst mitbringen, ist da ganz normal.

Petz mag in Wien der Wegbereiter der BYO-Politik sein, allein ist er aber damit längst nicht mehr. FrauWEIN war selbst überrascht, wie viele Lokale mittlerweile ganz selbstverständlich auf das Modell Stoppelgeld setzen. In Wien ist das zum Beispiel das kleine, feine Restaurant Engel von Una Abraham oder das Mercado, die Lateinamerika-Halle im früheren Indochine. Aber selbst haubengekrönte Spitzenrestaurants mit beeindruckenden Weinkellern sind für Genießer, die halt genau die eine Flasche aus genau dem  einen Jahr trinken wollen, offen, was BYO angeht. Der Preis ist dabei oft Verhandlungssache und nicht jedes Lokal wirbt gleich so offensiv für das Modell „Gast bringt Wein“ wie der Meister Petz. FrauWEIN findet aber, wenn man Vorlieben für einen bestimmten Wein hat oder an einem Abend einen ganz besonderen Tropfen genießen will, dann lohnt es sich auf jeden Fall, beim Restaurant der Wahl freundlich nachzufragen. FrauWEIN hat bisher nur gute Erfahrungen damit gemacht.

Everyday bubbles: FrauWEINs liebster Prosecco ist einer, der keiner ist

Wie jetzt, kein Prosecco? Doch, FrauWEIN mag Prosecco gern – nicht den billigen Stoff, den es in heimischen Supermärkten massenhaft gibt. Nein, es soll schon ein feiner Sprudel aus der Glera-Traube sein, womöglich noch aus Bio-Anbau, was im Prosecco eine ziemliche Seltenheit ist. Zwei Tipps gab es von FrauWEIN schon hier auf Platz 9.

FrauWEINs Favorit unter den italienischen Sprudeln ist aber einer, der eben kein Prosecco ist, sondern ein Chardonnay Brut und auch nicht aus dem Herzen der Prosecco-Gegend rund um Conegliano kommt, sondern aus den Euganeischen Hügeln bei Padua.

Dort liegt die Villa Sceriman, ein Bio-Weingut, das eine große Vielfalt an Weiß- und Rotweinen herstellt, die allesamt, jung getrunken, leckere Everyday-Weine sind. Der Chardonnay Brut allerdings ist eine Ausnahmeerscheinung: Wunderschön perlend, in der Nase ordentlich Aroma – Honig- und Lindenblüten – am Gaumen spritzig und nicht zu süß. Zwar produziert die Villa Sceriman auch einen Prosecco – der kann mit dem Brut aber einfach nicht mit.

Wann immer FrauWEIN in Italien unterwegs ist, der Abstecher in die Colli Euganei ist fix eingeplant und der Kofferraum jedesmal ziemlich voll. Da wird dann die Rückfahrt Richtung Autobahn, die durch waldige Hügel, in denen sich alte Thermenhotels, die an Kaisers Zeiten in Bad Ischl erinnern, finden, zum Abenteuer. Aber es lohnt sich! Denn mit um die sechs Euro pro Flasche ist der Brut einfach unschlagbar günstig. Gibt’s in Österreich und Deutschland zwar auch bei einigen Importeuren, dort aber deutlich teurer.

Und wenn FrauWEIN was Sprudelndes für besondere Gelegenheiten will, dann hält sie sich lieber doch an Champagner – oder das, was Österreichs Winzer in ihren Keller mittlerweile schon Grandioses produzieren. Heimischer Favorit von FrauWEIN: Ganz klar der Rosé Brut vom Kamptaler Weingut Bründlmayer, der Brut ist auch ein Hit.

Und zum Glück: Prickelndes geht eigentlich immer, findet FrauWEIN.

Verspätete Fusionsfeier: Dinner mit Wieninger/Hajszan

Wien ist anders – das stimmt auch beim Wein: Denn in keiner anderen Großstadt gibt es nennenswerten Weinbau im Stadtgebiet. Per Bus oder Bim zum Weinberg – da ist FrauWEIN daheim!

Bei rund 600 Hektar Anbaufläche gibt es freilich nicht unendlich viele Winzer – und einer hat im vergangenen Jahr seine Rebflächen ordentlich erweitert: Fritz Wieninger hat das Weingut Hajszan-Neumann übernommen und mit zusätzlichen 20 Hektar Fläche beidseits der Donau – am Nussberg und am Bisamberg – mittlerweile 70 Hektar. Das macht ihn zu einem der bedeutendsten Bio-Winzern, in Wien sowieso.

Und das haben die Herren Wieninger und Stefan Hajszan, dessen Weingut unter seinem Namen bestehen bleibt, jetzt mit etwas Verspätung, dafür mit Gästen, ordentlich gefeiert. So war auch FrauWEIN beim Dinner in der Winzerei: Sieben Gänge, acht Weine, ein Erlebnis!

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Dass sich der Herr Hajszan wieder auf seine Gastronomiebetriebe – neben der Winzerei in Grinzing auch das Universitätsbräu i in den Höfen des Alten AKH – konzentriert, merkt FrauWEIN beim Essen: Durchwegs ein tolles Menü, vor allem der Wolfsbarsch auf Bulgur oder Reh und Hirsch und der süß-salzige Abschluss mit Salzkaramell waren mehr als Heurigenküche.

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Und die Weine? Da haben mehrere gefallen: Spannend zum Beispiel Der Schrammler vom Wieninger.

„Komponiert in Wien“

lautete das Motto dieses Cuvées, den Wieninger nur von 2005 bis 2008 vindiziert hat. Gemacht im Auftrag der Wiener Philharmoniker, die den Schrammler als Gastgeschenk bei Auftritten – und damit Winzer Wieninger – in die Welt hinaustrugen.

FrauWEIN hat den Erst-Jahrgang verkostet: In der Nase stechen zwei Rebsorten hervor: Grüner Veltliner, fast ein bisschen Wachau-Style, und Chardonnay – toastig und cremig. Am Gaumen kommt der Veltliner schön durch – unterlegt mit ein paar anderen Noten. Kein Wunder, neben GV und Chardonnay findet sich auch Gemischter Satz in der feinen Magnum.

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Vom Hajszan sticht besonders der Quadriga 2008 hervor: Ein Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon. Ein sehr französischer Wein, beerig, aber auch kräutrig, Kirschtöne, dichtes Rot mit Purpurreflexen, sehr fein! Dass der Herr Wieninger von „Babymord“ ob des jungen Roten spricht, hat schon was für sich, zumal der Wein auch noch aus der Doppelmagnum kam.

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Allerdings war der parallel verkostete Sankt Laurent 2009 vom Wieninger selbst viel schwieriger: Da war noch so viel frisches Holz in der Nase und am Gaumen, dass die Rebsorte schwer zu erkennen war. Auch noch starke Säure im Abgang, dieser Wein braucht noch ein paar Jahre.

Wie gut das Altern dem Wein tut, hat der Herr Wieninger dann mit seinem Cabernet Sauvignon/Merlot 1999 bewiesen, den er selbst als

„den besten Wein, den ich je gemacht habe“,

bezeichnete. Ja, der hat auch FrauWEIN geschmeckt: Schönes Rubinrot, weiche aber kräftige Tannine, gute Frucht, sehr ausgewogen.

So einen Winzerabend dürfen Wieninger und Hajszan gerne wieder machen. Zum Beispiel, wenn wieder einmal geschrieben wird, Wieninger hätte Hajszan zum Bioweinbau gebracht. Das war nämlich

„genau umgekehrt“

– eine Feststellung, auf die der Herr Wieninger Wert legte. FrauWEIN wird sich’s merken.

Ein Näschen für Wein

Einmal kurz ins Weinglas geschnuppert und dann kommt: „Bordeaux, rechtes Ufer, Winzer X, Jahrgang Y“ – und vielleicht noch der Erntezeitpunkt. Ja, es gibt Weinexperten, die große Weine ohne zu verkosten schon erriechen. FrauWEIN ist davon weit entfernt – hat aber für den Geburtstag von HerrnWEIN in ein Nasentraining investiert, das bei der Weinbeschreibung und damit Zuordnung immens hilft.

Seit dem Vorjahr nennt HerrWEIN „Le Nez du Vin“ sein eigen – ein in Frankreich entwickeltes Aromaset mit 54 Weindüften, das zum Beispiel auch die Weinakademie, bei der FrauWEIN und HerrWEIN schon geschnuppert haben, verwendet.

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Die 54 Fläschchen in dem edlen roten Schuber sind nicht nur schön anzuschauen, mit dem Büchlein und den Aromakarten, die jeden einzelnen Duft und dessen Vorkommen in verschiedenen Rebsorten beschreiben, sind sie auch unendlich praktisch.

Da sitzen dann FrauWEIN und HerrWEIN abends am Tisch und schnuppern sich quer durch die Fläschchen. „Zwetschke, der hat sicher Zwetschke.“ – „Nein, aber Kirsche ist das, fix!“ So geht das dann dahin.

FrauWEIN hat dabei auch schon einiges gelernt: Das, was sie in einigen weißen Burgundersorten gerne als Honig identifizierte, ist oft Lindenblüte – ein sehr feiner, aber auch eindeutiger Duft. Und schwere, gereifte italienische Rotweine, die für FrauWEIN einfach „fleischelten“  haben vielmehr   Raucharomen.

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Nicht jeder Duft in dem Set ist wirklich authentisch – ein  frisch gepflückter Weingartenpfirsich ist nun einmal frisch gepflückt und einzigartig. Aber fürs Riechen lernen und Weinaromen erkennen, ist „Le Nez du Vin“ großartig. Und FrauWEINs Nase ist schon viel sensibler, als noch vor ein paar Monaten – was gerade bei Blindverkostungen ein enormer Vorteil ist. Wenn FrauWEIN auch noch ihr Weinwissen ausbaut, wird aus der Genießerin noch ein Profi. Dazu gehört aber auch: Verkosten, verkosten, verkosten. FrauWEIN bleibt dran!